Geschrieben von Rudolf Bienas †
Ein Abriß Teil V
Zur Klärung dieser Bedenken fand im August 1560 in Braunschweig eine Ausschußtagung statt. Bei dieser Tagung war Wismar nicht durch Ratsmitglieder, sondern nur durch Münzmeister Bernhart Jüngelingk vertreten. Aber erst auf einem Kreistag imFebruar 1561 konnte ein Schreiben an Kaiser Rudolf II. verabschiedet werden, in weIchem auch die Einwände der Vier Städte eingeflossen waren. Doch die Verhandlungen zogen sich hin, so dass die Vier Städte ihre Prägung der Doppelschillinge nach dem Fuß 7 Lot 1 Quentin fortsetzten (=453,125‰). Doch das paßte dem Kaiser nicht. der die Reichsmünzordnung von 1559 durchsetzen wollte. Nach dem Reichsabschied von 1566 wurden Doppelschillinge zu 7 Lot 11 Grän geprägt (=475‰), und Taler zu 14 Lot 8 Grän, entspricht 888,889‰. Der sog. Rechnungsgulden ging, der Taler war wieder da1. Solche Meinungsverschiedenheiten waren typisch. Der Unterschied von ca. 5% scheint zwar nicht sehr erheblich, doch auf die geprägten Stückzahlen bezogen, kam eine beachtliche Menge Silber zusammen. Doch das war nur eine Sorge der Stadt und des Herzogs. Es ging bei den Münzverhandlungen immer wieder darum, insbesondere nach dem Reichstagsbeschluß von Speyer 1570; dass sich die Kreise für eine beschränkte Anzahl von Münzstätten entscheiden sollten.2 Für den Niedersächsischen Kreis, zu dem Mecklenburg gehörte, waren anfangs vier, später sechs ordentliche Münzstätten festgesetzt worden: Lübeck, Magdeburg, Bremen, Braunschweig und Hamburg. Ob für Mecklenburg Rostock oder Wismar angebracht sei, darüber sollten nun die mecklenburgischen Herzöge entscheiden. DieseEntscheidung wurde geflissentlich hinausgezögert, so dass beide Münzen weiter arbeiteten. In Wismar wurde die Münzprägung Ende 1580 wieder aufgenommen. Münzmeister wurde Andreas Reimers, der am 2 April 1581 vereidigt wurde3. Zu diesem Probationstag berichtete der General-Kreiswardein über Wismar: „ Ich soll hierbeneben anzuzeigen nicht unterlassen, dass verrückter weniger Zeit E. E. Rath der Stadt Wismar zu münzen auch angefangen …….. und meines Verhoffens ihre bestellten und angenommenen Münzmeister und Wardein auf diesem Probationstag Präsentieren werden (4)“ Reimers wurde mitgegeben “seinen Herren zu vermelden, dass wofern sie den Hammer, …… hinfürder brauchen wollen, dass sie dann auf die Schilling und Sechsling nicht den schlichten Reichsapfel, sondern den Adler mit dem Apfel schlahen sollen….“. 4. Ein Problem war, dass Andreas Reimers Goldschmied war, und noch nie Münzen geprägt hatte. Deshalb wurde er erst vom Lübecker Hans Dalemann etwas eingewiesen.5 Trotz alledem prägte Reimers von 1580 bis 1591 insgesamt 6722 Goldgulden, etwa 20.000 Taler (sowohl ganze als auch halbe und viertel Taler) sowie noch etwa 112.000 Sechslinge6. Anfänglich war nicht mal ein Wardein eingestellt. Erst am 9.5.1583 wurde Hans Rode als Wardein vereidigt.7 In den ersten Jahren war der Münzbetrieb gut, gegen Ende der 80er Jahre ging der Ausstoß etwas zurück. Um 1591/92 wurde in Wismar nur Doppelschillinge für 175 Taler 24 Schilling und auch Schillinge für 159 Taler 24 Schilling geprägt8, sowie Goldgulden9, die vorn Herzog Ulrich in Auftrag gegeben wurden. Sie müssen noch von Reimers geschlagen worden sein, denn sein Nachfolger Jürgen Martens wird erst am 12. Juli 1594 vereidigt. Kurios ist, dass Reimers erst anno 1597 in Ehren verabschiedet wurde. Später wurde er zum Wardein bestellt. Wismar prägte aber nicht durchgehend. Es kam vor, dass die Münze über Jahre brach lag und dass die Münzmeister sich oft mit anderen Arbeiten über Wasser halten mußten. So klagte der Barthold Krause (1650 bis 1660), dass er sich nur einen Münzjungen leisten könne und Arbeiten des Münzgesellen und Lehrlings selber machen müsse10. Diese geringe Beschäftigung führte dazu, dass der Wechsel im Münzwesen sehr groß war. Der in Wismar ab 1522 tätige Dyonys(ius) Blecker war von 1513 bis 1518 in der Münze Malmö Münzmeister unter dem Namen Dinies BlicheT. So war auch Didrich Becker, der 1525/32in Wismar arbeitete, zwischenzeitlich (1534 bis 1540) in Rostock tätig, um nach 1545 wieder in Wismar zu arbeiten. Jürgen Martens (auch Georg genannt) war, bevor er 1594 bis 1600 in Wismar schlug, in Lübeck Geselle bei Joachim Dahlemann, arbeitete 1584 für Herzog Ulrich in Grevesmühlen und war nach 1595 in Hamburg tätig. Nachfolger wurde sein Sohn Michael Martens. Der o.g. Joachim Dalemann war zwischen 1548 und 1559 in Wismar und Grevesmühlen tätig, bevor er nach Lübeck ging. Arndt König, für Wismar um 1500 genannt, ist 1523 in Uppsala zu finden. So ein Wanderleben war nicht selten 11.
1) Rittmann, H.: Auf Heller und Pfennig; Battenberg Verlag München 1976; 5.33 ff
2) ebenda; S. 35
3) Evers, C.F.: Mecklenburgische Münzverfassung Erster Teil; S. 376
4) Bahrfeldt, M.: Die Münzprägung d. Stadt Wismar;1580-92 Berliner Münzbl. III Bd.
5) Kunzel, M.: Die Münzen der Hansestadt Wismar 1359-1854, Wismar-Berlin 1989
6) Kunzel zitiert s.62: Taler etc.; Bahrfeldt gibt gesamt an: Taler und Teilstücke addiert.
7) Evers, ebenda: S. 377
8) Bahrfeldt ebenda gibt keine Gulden an,
9) Kunzel ebenda; S.62 gibt auch die Gulden an
10) Bienas, R.: Beitrag zur Münzgeschichte Wismars Wismar 1979; S 13
11) Jesse, W.: Probleme u. Aufgaben d. Münz-Mstr.-Forschung; HBN 9/10 1955/56