Die Prägung der Großmünzen in Wismar- 1506 -1559

Geschrieben von Rudolf Bienas †

Ein Abriß Teil IV                                    

Nach dem Markstück von 1506 wurden nur Kleinmünzen geprägt, bis man sich entschloß ein zweites Markstück aufzulegen, welches un­datiert ist und von Kunzel um 1544 eingeordnet wir. Dieses zeigt eine Eichel, das Meisterzeichen des Michael Eickhoff. Es ist aber nur als Zinnabguß nachweisbar und umstritten1. Eickhoff arbeitete in Wismar nur von 1543-1545, war vorher in Grevesmühlen und ging 1545 nach Lübeck. Schon 1545 folgt das nächste Markstück, das von Diedrich Becker geschlagen sein soll, denn es trägt seinen ì. Aber auch dieses Stück ist umstritten. Anno 1550 werden von Joachim Dahlemann ein Markstück und zwei Halbmarkstücke mit seinem Zeichen, einer „Dohle“ (Vogel) geprägt. Damit ist die „Mark“periode für Wismar beendet. Hier sei noch auf die doppelte Bedeutung des Begriffes „Mark“ hingewiesen. Zum einen wird Mark für ein Massemaß, zum anderen für eine Münzart gebraucht. Die „Gewichtsmark“ ist unter­schiedlich schwer, von der 197,98 Gramm schweren Krakauer Mark bis zur 288,644 Gramm wiegenden Wiener Mark reicht die Skala. Die auch für Wismar gültige Kölnische Mark wog örtlich unterschiedlich 231 bis 234 Gramm. Vom Beginn des 16. Jahrhunderts bis zur Ein­führung des Euro gab es, mit Unterbrechung die Mark als Münze, anfänglich ein Halbgulden, später faktisch 1/3-Taler. Wegen der Silberverknappung durch den erhöhten Silberbedarf waren die Münzmeister der Hansestädte in Bedrängnis. Dazu kam, dass die Münzherren, welche Silberbergwerke besaßen, selber Großmünzen schlagen wollten, um in den Besitz des Schlagschatzes zu kommen. Dieser ging ihnen beim Verkauf von Barrensilber verloren. Die Münzmeister der Hansestädte forderten daher auf dem Münztag von 1546 Großmünzen prägen zu dürfen. Diese Forderung konnte nicht auf Anhieb durchgesetzt werden. Dafür hat der Münztag einen Entwurf für einen neuen Münzmeister-Eid vorgelegt. Zwar gab es schon lange solche Münzmeister-Eide, nur waren keine Angaben zum Münzfuß darin zu finden:…nähmlich, dass der Taler auf die gewogene Mark nicht mehr als VIlI Stück mit 14 Lot 1 Quent Feinsilber halten sollte..! Das war ein Gehalt von 878,5 0/000 Silber. Mit dem Taler taucht nun eine Großmünze auf, entstanden aus den Testonen bzw. „Dicken“ als Zwischenepoche. Als erster Taler gilt der „Guldengroschen“, der Allerdings schon Ende des 15. Jahrhunderts in der Meraner Münze geschlagen wurde und in Anlehnung an die ersten Buchdrucke, „Inkunabel“- Taler genannt wird. Der Taler beruht geldgeschichtlich auf einer europäischen Ent­wicklung. Entstanden ist der Name aus dem „Joachimstaler“. Um die Mitte des 16. Jahrhunderts begann sich das Kürzel „Taler“ durchzusetzen. 1549 beendete Dietrich Becker seine Tätigkeit in Wismar. Er hat überwiegend Sechslinge geschlagen. Aus seiner Amtszeit sind doppel­seitige Pfenninge und Blafferte bekannt. Ebenfalls aus seiner Zeit ist ein Taler (1547) bekannt, der aber nicht sein Münzmeisterzeichen trägt, ihm also nicht sicher zugeordnet werden kann. Sein Nachfolger, Joachim Dahlemann, 1550-1553, prägte für die Stadt Taler und Halbtaler, nachdem Lübeck im Jahr 1549 den Anstoß gegeben hatte. Weiter brachte er Sechslinge und Blafferte aus. Auch Joachim Dahlemann war, wie Michael Eickhoff, vorher in Greves­mühlen und anschließend in Lübeck tätig. Übernommen wurde die Münze 1555 von Berendt (auch Bernhard), Jüngeling, anfänglich nur für ein Jahr. Er prägte einige Taler, sowie Schillinge und Sechslinge, aber auch einen Goldgulden (1558), den ersten bekannten Goldgulden der Stadt, auch wenn Evers einen von 1502 in seiner Aufstellung anführt!2 In dem ersten Band. schreibt Evers aber unter dem Jahr 1502 nur von einem Rezess, welcher wahrscheinlich die Scheidemünze zum Vorwurf gehabt habe. Auch bei Grimm3 ist unter Nr. 10 nur der Gulden von 1558 angeführt. Im Jahr 1558 bemühten sich die Herzöge Johann Albrecht und Ulrich zu Mecklenburg und die Herzöge von Pommern, Barnim und Phlipp, mit den Städten Lübeck, Hamburg und Lüneburg, sowie Rostock und Wismar zu einer Münz-Vereinbarung zu kommen. Dieser Münztag begann am 6. Oktober 1558 in Wismar. Entscheidungen konnten allerdings nicht gefasst werden, denn die Vertreter der Städte waren nicht handlungsberechtigt. Man vertagte sich auf den 1. Januar 1559. Die Städte Lübeck, Hamburg und Lüneburg zogen sich zurück, denn es kündigte sich die 3. Reichsmünzordnung an, welche im August 1559 in Augsburg beschlossen wurde. Die Städte erhoben in einem Denkschreiben Widerspruch: Es käme zu großen Verwirrungen, wenn die neuen Münzenarten geprägt würden, da die Städte und die nahen Fürstentümer mit dem Vierstädte-Geld arbeiten, die Verluste beim Prägen wären zu hoch, der Münzfuß würde zu einer Abwanderung und zum folgenden Einschmelzen des neuen Geldes führen.

1) Kunzel. M.: Die Münzen der Hansestadt Wismar 1359-1854 Nr. 53

2)Evers II Seite 423, er beruft sich allerdings auf Schröders Historie der Stadt Wismar.

3)Grimm, E.; Münzen und Medaille der Stadt Wismar, Berlin 1897


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