Präsensmedaille der Schiffercompagnie

Geschrieben von Hermann Rhein †

Zwei unbekannte Medaillen von Wismar von Hermann Rhein †

Im Sommer 1946 wurde die Fachschule für angewandte Kunst gegründet. Der Rat der Stadt Wismar stellte das Haus der ehemaligen Schiffercompagnie, Kleine Hohe Straße 14, dafür zu Verfügung. Bei der Renovierung des Hauses fand ein Student einen Beutel mit 12-15 Zinnmedaillen, die sich auf die Schiffercompagnie beziehen. Herr Rudolf Engel zeigte Herrn Rhein diese Medaillen. Es waren zwei Typen in etwa gleicher Anzahl. Während es sich bei der ersten, offensichtlich der älteren, um ein Stück handelt, dass sich mit dem Begräbnis befaßt, kann die andere Medaille nicht eingeordnet werden. Zu dieser (ersten) Medaille wurde in dem Buch „Reise Quartier in Gottesnaam“ von Richard Wossidlo, nachfolgendes gefunden2: „De Schippergesellschap hier in Wismer hadd Marken. Wenn en folgen süll bi ’ne Liek, denn würd em en dorvon tauschickt.“ Weiter hatte sich Wossidlo in Wismar erzählen lassen3

„Wenn hier in Wismer ’n Madroos doot bleef, würd he von twölf Mann in blag Tüg un kort Jacken rutdragen (ümschichtig söß). Twee Jungens drögen de Bück. Meist güngen se öwer’n Markt, denn reep de Posten von’t Militär de Wach rot, wenn se dalsetten deden. Dorför kregen se acht Schilling (de Wach). Fröher, bett 1880, würden hier all Seelüd mit Musik beirdigt. Söß Seelüd drögen den Sarg an’n Gurt…….Twee Seemannjungs drögen de Bück… De Flagg‘ leeg up’n Sarg. …..      dor wier een Vullschip upmalt. De Flagg würd toletzt wedder na de „Hafenhall“ henbröcht.“

Dazu die Folgerung: Um ein ausreichendes Trauergefolge zu sichern, er­hielten die an Land befindlichen Mitglieder eine Marke. Erschien ein Mitglied der Gesellschaft nicht im Zug, mußte es die angedrohte Strafe von 1 Mark 8 Schilling bezahlen. Diese kam in die Lade der Compagnie.

Welchen Zweck die zweite Medaille hatte, konnte leider nicht ermittelt werden. Vielleicht handelt es sich um eine allgemeine Präsenzmedaille, über die ein Nachweis der Anwesenheit geführt wurde, ob das Mitglied der Schiffercompagnie seiner Verpflichtung nachkam. Allerdings läßt sich bei unmarkierten Stücken nur die Anzahl der Teilnehmer nachweisen. Vielleicht ist es besser auf Grund der Nutzung von Marken statt von Medaillen zu sprechen4.

Interessant ist, dass bei dem Schiff mit den gerefften Segeln, die wismar­sche Flagge Kopf steht, was bei der Abbildung schlecht zu erkennen ist. Kopfstehend ist eine Flagge selten abgebildet, weil so die Gefahr besteht, dass dann scheinbar eine andere Flagge gemeint ist. Hier ist dies durch das Stadtwappen ausgeschlossen.

1.)Marke o.J. der Schiffercompagnie Wismar (Sn; Ø 44.5 mm)

Av.: Gereffter Dreimaster nach links mit gehievtem Anker und kopf­stehender(!) wismarscher Flagge am Heck

Umschrift: DER LÖBLICHEN SCHIFFER – COMPAGNIE

Rev.: Sarg mit aufgelegtem Kreuz auf Tragbahre

 Umschrift: STRAFF: 1 – MARCK 8./ ß. 5

2)Marke o.J. der Schiffercompagnie Wismar (Sn; 0 42 mm)

Av.:Umschrift: Die / löbE.6 Schiffer / Compagnie / WISMAR .

Rv.: Dreimaster unter Segeln nach links mit wismarscher Heckflagge 

        und Wimpeln auf den Topps

1 H.Rhein stellte die Information zur Verfügung

2 Bd.II. Rostock 1943

3 Bd.I. Rostock 1963

4 Marke: Münzähnliches Zeichen für Kontrolle oder ähnliches

5ß Zeichen für Schilling (eine Mark und acht Schilling)

6 E früher übliches Kürzel

Quelle: aus Vereinsblätter 2/2003 redigiert R. Bienas


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