Die drei Wismarer Goldschätze

Am 25.09.2006 stellte uns die Autorin Frau Michaela Zin Sprenger diesen Artikel zur Veröffentlichung auf unsere damaligen Webseite zur Verfügung. Ich möchte mich hiermit für ihre Freundlichkeit bei ihr danken.   

Die drei Wismarer Goldschätze (eigener Titel)    

Mit freundlicher Genehmigung (Copyright ddp -www.ddp.de-)   

–Von ddp-Korrespondentin Michaela Zin Sprenger–  Münzdepots als Zeugnisse einer Pestepidemie? – Zahlreiche Funde an zwei Wismarer Kirchen – Drei Schätze erstmals ausgestellt                       

Schwerin (ddp-nrd).Viel ist nicht überliefert. Nur die Randbemerkung eines Wismarer Stadtarchivars belegt, dass in den Jahren 1495 und 1496 die Pest in der Hansestadt wütete. „Die Krankheit muss verheerend gewesen sein“, vermutet der Aus­grabungskoordinator Heiko Schä­fer vom Landesamt für Kultur- und Denkmalpflege in Schwerin. Die Funde mehrerer Verstecke mit Münzen aus der Zeit um 1500 könnten nach seiner Ansicht ein Hinweis auf das Ausmaß dieser Katastrophe sein. Im September 2005 fanden Archäologen bei Ausgrabungen an der Marienkirche gleich drei Münzschätze vom Ende des 15 Jahrhunderts. Die Funde sind seid gestern erstmals einem breiten Publikum in der Sonderausstellung “ Vom Hacksilber zum Golddollar – Münzschätze des Mittelalters und der Neuzeit von der Ostsee bis zur Lausitz“ im Schweriner Archäologischen Landesmuseum “ zugänglich. „Die drei Wismarer Goldschätze“, wie sie jetzt heißen, geben Rätsel auf. Archäologen fanden sie alle an der Marienkirche – beinahe an der gleichen Stelle. „Vermutlich gehörten sie verschiedenen Menschen“ , sagt Landeskurator Friedrich Lüth.

Nummer eins umfasst 95 Münzen, die in einem Rinderhorn steckten. Dieses wiederum lag in einem Bronzekessel mit drei Bei­nen.

Schatz Num­mer zwei ist mit 500 Silbermünzen der größte und steckte in einem unscheinbaren Metallbecher.


Fund-Nummer drei besteht aus 34 Geldstücken und war in einem Keramikbehälter verwahrt. „Nirgends war ein Goldstück dabei“, sagt Schäfer.

Laut Schäfer stammt die älteste Münze aus dem Jahr 1483 und die jüngste von 1490. Bei den Münzen lagen auch kleine Perlen, Reste eines Rosenkranzes. „Wir haben laut nachgedacht, ob es sich um eine Opfergabe handeln. könnte“ , sagt Schäfer. Wahrscheinlich sei, dass die Besitzer die Münzen wie­der abholen wollten. Auffallend sei auch, dass seit 1846 inklusive der aktuellen Funde insgesamt zwölf geheime Gelddepots unter­schiedlicher Wertumfänge an der Marien- und der Nikolaikirche in Wismar entdeckt wurden. „Diese Häufung von Münzen aus einer Zeit ist ungewöhnlich“, sagt Schäfer. Lüth betont, dass Münzfunde oft auf historische Schreckensereignisse hinwiesen. So seien während des Dreißigjährigen Krieges im Land viele Münzen versteckt worden. Etliche Silbermünzen; die eben­falls in der Ausstellung zu sehen sind, wurden in Anklam gefun­den. „Wir konnten Sie auf 1629 da­tieren. Damals gab es dort eine Schlacht zwischen den Schweden und Preußen“, sagt Lüth. Dass die auffällige Häufung der Geldverstecke an den beiden Wisma­rer Kirchen mit einer Pestepide­mie zusammenhängen könnte, ist für Schäfer die bisher logischste Erklärung. Zwar sei die Hanse­stadt 1511 von dänischen Trup­pen belagert worden. Das sei aber glimpflich abgelaufen. „Die Dä­nen haben den Hafen zerstört, aber bei der Belagerung ist kaum ein Wismarer gestorben“, sagt Schäfer. Die drei Münzschätze wurden im Herbst 2005 durch Zufall gefunden, als  an der Marienkirche die im 13. und 14. Jahrhundert er­baut und im Zweiten Weltkrieg bis auf den Turm zerstört wurde, das Fundament freigelegt wurde. Archäologen versuchen, das Kirchenfundament zu rekonstruieren, um eine begehbare Ruine zu erschaffen.
Die Schau war bis 6. November 2006 im Ar­chäologischen Landesmuseum in Schwerin . . .“


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